Bad Berka, 19. Juni 2019 --- An der Zentralklinik Bad Berka erfolgte inzwischen die 1.000ste Radio-Liganden-Therapie zur Behandlung von Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom. Diese spezielle Therapie mit Lutetium-177 PSMA (auch als interne Strahlentherapie oder Endoradiotherapie bezeichnet) wurde 2013 weltweit erstmalig von Prof. Dr. Richard P. Baum, Chefarzt der Klinik für Molekulare Radiotherapie und Präzisionsonkologie, durchgeführt. „Die Radio-Liganden-Therapie eignet sich besonders für Patienten, die auf andere Behandlungen, wie z. B. Hormon- oder Chemotherapie, nicht mehr ansprechen. Es können alle Tumore und Metastasen therapiert werden, die das sogenannte prostataspezifische Membran-Antigen (PSMA) auf der Oberfläche der Krebszelle aufweisen“, erklärt Prof. Baum.
Durch die molekulare Bildgebung mittels PSMA-PET/CT wird im Vorfeld festgestellt, ob die Radioligandentherapie für den Patienten geeignet ist. Nach dem THERANOSTIK-Prinzip („we see what we treat and we treat what we see“) können also alle PSMA-positive Tumorherde vorher im PET/CT (= Positronen-Emissions-Tomographie) dargestellt und später mit dem Betastrahler Lu-177 behandelt werden. „Die Radioligandentherapie ist ein exzellentes Beispiel für die sogenannte Präzisionsonkologie, die einen personalisierten Therapieansatz verfolgt, d. h. die Behandlung wird individuell genau auf den Patienten abgestimmt, in dem spezifische molekulare Signale in den Tumorzellen des einzelnen Patienten genutzt werden. Damit verbunden ist eine maximale Wirksamkeit mit minimalen oder nahezu fehlenden Nebenwirkungen“, so der Chefarzt.
Während der Behandlung erhalten die Patienten ein spezielles Radiopharmazeutikum (Lutetium-177 PSMA) injiziert, das individuell für jeden einzelnen Patienten in der Radiopharmazie der Zentralklinik Bad Berka hergestellt wird. Die mit dem Betastrahler markierten Moleküle reichern sich in den Tumoren bzw. Metastasen an. „Die Tumorherde werden durch das Lutetium intensiv bestrahlt, wodurch das Wachstum gebremst wird und sich die Metastasen zurückbilden, im günstigsten Fall werden die Tumorzellen vollständig vernichtet. Selbst kleinste Tumorherde lassen sich so punktgenau bestrahlen, ohne das normale Gewebe zu schädigen“, erläutert Prof. Baum.
An der Klinik für Molekulare Radiotherapie und Präzisionsonkologie wurden seit 2013 mehr als 350 Patienten aus Thüringen, Deutschland, Europa und dem außereuropäischen Ausland (v. a. aus den USA) behandelt. Die Therapie erfolgt stationär in mehreren Behandlungszyklen im Abstand von ca. 6 bis 12 Wochen. „Das Verfahren ist in der Regel sehr gut verträglich, bestehende Beschwerden (z. B. Knochenschmerzen) werden deutlich gebessert und das Gesamtüberleben der Patienten wird erkennbar verlängert“, so der Chefarzt.
Bereits 1999 wurde die Radiorezeptortherapie für Patienten mit relativ seltenen Krebserkrankungen des hormonbildenden Drüsengewebes eingeführt, seither erfolgten über 6.000 Behandlungen dieser sogen. neuroendokrinen Tumoren, womit die Zentralklinik Bad Berka auf diesem Gebiet das weltweit führende Zentrum ist.