Tipps
Arbeitsmedizin kann schützen, vorbeugen und nachsorgen.
Auf dieser Seite möchten wir Ihnen ein paar Tipps und Tricks an die Hand geben, wie Sie möglichst gesund durch den Arbeitsalltag – und natürlich auch durch Ihre Freizeit – kommen.
Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz
Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz
Zum Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz (28.4.) empfiehlt Dr. Daniele Bencivinni, Leiter des Arbeitsmedizinischen Zentrums der Zentralklinik, mehr Sensibilität und Engagement für gesunde Arbeitsplätze. Dabei ginge es nicht um die in Diskussion befindliche Vier-Tage-Woche oder mehr Live-Balance bei so wenig Arbeit wie möglich. „Arbeit per se ist nicht gesundheitsschädlich, sondern ist sinnstiftend, kann glücklich machen und ist damit auch ein wichtiger Teil unseres Lebens. Entscheidend sind die Bedingungen und das Engagement der Unternehmen, Möglichkeiten zur Verbesserung zu erkennen und umzusetzen“, so der Arbeitsmediziner.
Arbeitsmediziner sind darauf spezialisiert, die Gesundheit und das Wohlbefinden von Mitarbeitern zu schützen, zu fördern und nachzusorgen. Dabei geht es z. B. um Gefährdungsbeurteilungen, allgemeine und personalisierte Arbeitsschutzmaßnahmen sowohl technischer, organisatorischer und zuletzt auch in persönlicher Form wie z.B. Impfungen bei der Tätigkeit im Gesundheitswesen oder bei Auslandsaufenthalten, Hautschutz, Gehörschutz, Atemschutz etc. und natürlich primär präventiv auch um die Vermeidung von Gefahren an Arbeitsplätzen durch Schulungen, Beratungen zur gesundheitsfördernden Arbeitsgestaltung sowie die Früherkennung „Arbeitsbedingter Gesundheitsstörungen, die nicht erkannt und beseitigt, zu einem Verlust der Beschäftigungsfähigkeit führen können. Hohe Krankenstände sind oft kein Schicksal, sondern vermeidbar. Gesunde Mitarbeiter sind ein Gewinn für alle“, so Dr. Bencivinni.
Prävention hat messbare Auswirkungen auf die Anzahl der Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten. Auch kleinere und mittlere Unternehmen, die einen eigenen Betriebsarzt gesetzlich benötigen, könnten sich auch darüber hinaus zur Gesundheitsförderung ihrer Mitarbeiter in arbeitsmedizinischen Zentren betreuen lassen. Die Arbeitsmedizin ist eine jüngere medizinische Disziplin und hat erste Verdienste verzeichnet, dass z. B. Berufskrankheiten beim Umgang mit Asbest oder im Bergbau verhindert wurden, indem Materialien verboten wurden bzw. eine Pflicht zum Tragen eines Atemschutzes eingeführt wurde. „Es gibt Modellrechnungen, die sagen: Jeder Euro, der in das Betriebliche Gesundheitsmanagement investiert wird, spart bis zu 4 Euro an Folgekosten durch geringere Erkrankungen bei Mitarbeitern. Die großen Unternehmen würden kein Betriebliches Gesundheitsmanagement, BGM, einführen, wenn es sich nicht lohnen würde. Damit lassen sich Fehlzeiten und Arbeitsunfähigkeitszeiten minimieren. Wenn man sich um die Mitarbeiter kümmert, dann nehmen die Fehlzeiten ab. Das ist nachgewiesen“, erklärt der Facharzt für Anästhesiologie und Arbeitsmedizin.
Engagement für die Mitarbeiter sei aber nicht mit einer Obstschale auf dem Flur, das Wasser im Spender und der Massage einmal in der Woche getan. „Natürlich sind das alles gute Maßnahmen. Aber es geht ja noch weiter. Die Umsetzung von präventiv wirksamen Ergonomie Mindeststandards sollte in allen Arbeitsbereichen zur Selbstverständlichkeit werden. Und aktiver Gesundheitsschutz des einzelnen Mitarbeiters mit Schaffung von Anreizen zu mehr gesundheitsfördernder Bewegung ist vorteilhafter als eine einzelne Massage. Die Gefährdungen heute gehen auch nicht nur von Chemikalien oder schlecht gesicherten Einrichtungen aus, unser Leben und auch unsere Arbeit ist sehr viel stressiger und komplexer geworden. Unsere beruflichen und privaten Aktivitäten haben sich verdichtet und wir müssen vieles in kürzerer Zeit verarbeiten, man bedenke auch die ständige selbst oder auch gesellschaftlich auferlegte ständige Erreichbarkeit. Auch hier kann ein Unternehmen mit konkreten Regelungen die Situation entschärfen. Hier muss auch die Arbeitsmedizin der Zukunft umdenken und ganz individuelle an die neue Arbeitswelt angepasste Lösungen anbieten“.
Für ihn ist sein Berufsfeld die richtige Entscheidung gewesen: „Die Interaktion mit Menschen macht mir Spaß. Mir gibt das ein gutes Gefühl, wenn ich langfristig und nachhaltig den Betrieben den Menschen dort helfen kann. Das einfachste Beispiel ist, wenn ich z. B. dafür sorgen kann, dass ein Gehörschutz getragen wird. Dann braucht niemand einen HNO-Arzt. Prävention ist besser als Therapie und auch risikoärmer, das erfordert Umdenken, insbesondere in unserer Gesellschaft mit einem sehr starren Verständnis und Konstrukt von Gesundheit, Krankheit und Glück.
Hintergrund:
Für viele Unternehmen sei der Nutzen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge immer noch nicht klar. Zum einen gibt es einen gesetzlichen Rahmen, nach dem jeder Arbeitgeber nach dem Arbeitsschutzgesetz dazu verpflichtet ist, die erforderlichen Maßnahmen des Arbeitsschutzes zu treffen, die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten bei der Arbeit beeinflussen. Er hat die Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen und erforderlichenfalls sich ändernden Gegebenheiten anzupassen. Dabei hat er eine Verbesserung von Sicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten anzustreben. Hierzu gehören neben den gesetzlich festgelegten Regelkreis mit „Beurteilung der Arbeitsbedingungen, Maßnahmengestaltung, Wirksamkeitsprüfung etc. auch der individuelle Gesundheitsschutz der Mitarbeiter, der unter anderem durch die arbeitsmedizinische Pflicht-, Angebots- und Wunschvorsorgen nach der Arbeitsmedizinischen Verordnung, angelehnt an die jeweiligen Arbeitsplatzgefährdungen durch die Arbeitgeber umgesetzt werden muss.
Aufgrund der sich ständig und rapide ändernden Arbeitsbedingungen hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin auf der Grundlage der gesetzlichen Verordnung im Dezember 2022 eine Arbeitsmedizinische Regel zur Durchführung einer „Ganzheitlichen arbeitsmedizinischen Vorsorge unter Berücksichtigung aller Arbeitsbedingungen und arbeitsbedingten Gefährdungen sowie der individuellen Wechselwirkung von Arbeit und physischer sowie psychischer Gesundheit“ veröffentlicht. Damit soll auch auf die komplexen Wechselwirkungen, insbesondere auch im Hinblick auf die individuellen psychischen Belastungssituationen sowie auch auf bereits bestehende Erkrankungen oder Einschränkungen ganzheitlich eingegangen werden. Ziel ist, den betrieblichen Gesundheitsschutz und die individuelle Gesundheit der Mitarbeiter zu verbessern.
Das zusätzlich in zahlreichen Unternehmen bereits seit mehreren Jahrzehnten eingeführte äußerst vielseitig gestaltbare „Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)“ stellt einen zusätzlichen freiwilligen effektive Möglichkeit dar die Mitarbeitergesundheit zusätzlich zu fördern und zu verbessern. Dabei agieren die „Health Manager“ als ein gutes Bindeglied zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Betriebsabläufen. „Dabei ergeben sich viele Themen, die den Arbeits- und Gesundheitsschutz im weiteren Sinne betreffen, wobei hier mit ganzheitlichen bzw. strukturierten Konzepten der Gesundheitsförderung oft aber auch mit einfachen gesundheitsfördernden Maßnahmen „große“ Wirkungen erzielt werden können wie z.B. entlastende betriebsinterne Regelungen im Schichtmodell für besondere Gruppen, Schaffung von Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten zur Beseitigung von Konflikten und zur Steigerung der Gratifikation und Anerkennung der Mitarbeiter, Anreize für gesundheitsförderndes Verhalten, Bewegungs- oder Entspannungsangebote (Rückenkolleg, Rückengymnastik, Yoga, MBSR, Resilienztraining, Walkingangebote, Massagen/physiotherapeutische Angebote, gezielte Ernährungsberatungen u.v.m.).
Außerdem gibt es – auch historisch bedingt – immer noch in einigen Bereichen sehr hierarchische Strukturen, Krankenhäuser mit eingeschlossen. In vielen Unternehmen haben die psychischen Belastungen enorm zugenommen“, so der Betriebsarzt.
Schlanker durch die Weihnachtszeit im Büro
Schlanker durch die Weihnachtszeit im Büro
Angesichts der Angebote an Plätzchen und anderen Weihnachtsnaschereien am Arbeitsplatz rät der Arbeitsmediziner Dr. Daniele Bencivinni, einige Tipps für einen etwas schlankeren Start ins neue Jahr auszuprobieren. „Genuss ist wichtig, gerade in der Vorweihnachtszeit. Doch es lassen sich unliebsame Zusatzpfunde und der anschließende Diätkampf im Frühjahr durchaus vermeiden“, so Dr. Bencivinni vom Arbeitsmedizinischen Zentrum der Zentralklinik. So sei es für die wenigsten Menschen selbstverständlich, den Plätzchentellern zu widerstehen. Er rät, einen Tag in der Woche zum „Plätzchentag“ zu erklären. „Wählen Sie einen Tag und genießen Sie die Plätzchen am besten mit Ihren Liebsten, Familie, Freunde etc., sodass Sie gleichzeitig ein freudiges Erlebnis damit verbinden können“. An den anderen Tagen könnten ein Stück Obst, eine Möhre zwischendurch oder auch Nüsse angeboten werden „Letztere haben zwar auch viele Kalorien, sind aber durch wertvolle Fettsäuren sowie Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium und Phosphor sowie den Vitaminen aus der B-Gruppe und Vitamin E weitaus gesünder und in Maßen genossen auch gesund“, erklärt der Betriebsarzt.
Zudem könne man neben gesunden Snacks auch gesunde Getränke für die Kolleginnen und Kollegen statt Plätzchen und Lebkuchen mitbringen. „Versuchen Sie es doch mal in der Mittagspause mit bspw. mit Zimt gewürzten Tees oder einem anderen zuckerfreien weihnachtlich duftendem Gewürztee. Solche Tees entfalten auch immer eine natürliche süße Geschmacksnote“.
Eine gute Vorbeugung gegen lästige Gewichtszunahme sei auch ein Spaziergang in der Mittagspause und generell viel Bewegung, auch wenn man im Büro arbeitet. „Regelmäßiges Aufstehen, Bewegung beim Telefonieren und Gymnastik beugen auch Rückenbeschwerden vor“, so Dr. Bencivinni.
Augengesundheit beginnt an Ihrem Arbeitsplatz!
Augengesundheit beginnt an Ihrem Arbeitsplatz!
Sie verbringen 2, 4 oder gar mehr Stunden pro Tag vor dem Bildschirm? Dies belastet nachweislich Ihre Augen und führt zu einem Bewegungsmangel. Die Auswirkungen können sehr vielfältig sein und können von klar definierbaren Augenbeschwerden wie Rötung und Tränen der Augen bzw. Trockenheitsgefühl oder Brennen, unscharfes Sehen, aber auch unspezifisch sich durch Kopfschmerzen, Schulter-Nackenverspannungen bis hin zu Leiden der Wirbelsäule, insbesondere der Lendenwirbelsäule reichen. Auch die Psyche kann hier mitreagieren. Anzeichen können Nervosität. Unruhe, Gereiztheit, Müdigkeit, Abgeschlagenheit u. a. Symptome hierfür sein.
Voraussetzung für gesunde Augen ist die Einrichtung eines an die individuellen Bedürfnisse angepassten ergonomischen Bildschirmarbeitsplatzes und Schaffung geeigneter gesundheitsförderlicher Arbeitsbedingungen.
Checkliste:
- Schreibtisch, Stuhl und Monitor sowie Tastatur und weitere Hilfsmittel sollten so positioniert werden, dass sie entspannt sitzen können und Ihre Augen einen Sehabstand von ca. 50 – 70 cm zum Monitor haben (Ergonomie). So vermeiden Sie Verspannungen und dass sich Ihre Augen zu sehr anstrengen müssen. Der Monitor sollte so geneigt sein, dass Ihre Kopfhaltung so entspannt ist, als würden sie leicht nach unten geneigt auf eine Zeitung schauen.
- Richten Sie Ihren Bildschirm so ein, dass Schriftgröße und Bildschirmfenster Ihrer Aufgaben entsprechend groß genug sind, damit Sie entspannt sehen können und Zwangshaltungen wie ständiges nach rechts oder links schauen vermieden werden.
- Vermeiden Sie Blendungen: Der Monitor sollte seitlich zum Fenster aufgestellt werden, da bei einer Position mit dem Gesicht zum Fenster das Licht direkt blendet und mit dem Rücken zum Fenster das Licht über den Bildschirm blendet. Sollten diese Tipps nicht ausreichen, benutzen Sie ein Rollo oder andere Maßnahmen und schaffen Sie günstige, im gesamten Raum gleichhelle, Lichtverhältnisse mit mindestens 500 Lux. Auch eine Tageslichtlampe ist erstrebenswert, sofern Helligkeiten nicht erreicht werden können. Ein Blaufilter schont ebenfalls Ihre Augen.
- Gönnen Sie Ihren Augen regelmäßig eine Sehpause. Mehrere kürzere Erholungszeiten haben einen höheren Erholungseffekt als wenige längere Erholungszeiten gleicher Gesamtdauer. Schauen Sie in die Ferne oder aus dem Fenster, gehen Sie bei Tageslicht kurz an die frische Luft. Dies entspannt Ihre Augen.
- Stehen Sie immer wieder auf und bewegen Sie sich. Zwischendurch ein paar Übungen für Schulter, Nacken und Arme oder eine Runde gehen sind sehr wichtig. Langes Sitzen schadet Ihrer Gesundheit!
- Wenn Sie für die Nähe eine geeignete Sehhilfe benötigen, sollten Sie diese regelmäßig tragen. Bei Sehbeschwerden ist ein Arztbesuch ratsam.
- Last but not least: Bewegen Sie sich regelmäßig, achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung. Bevorzugen Sie Aktivitäten, die Ihnen helfen, Stress abzubauen und Entspannung zu fördern. Achten Sie auf Risikofaktoren wie Übergewicht, erhöhten Blutdruck, erhöhte Blutzuckerwerte und Beschwerden des Stütz- und Bewegungsapparates wie z. B. Rückenbeschwerden. Fragen Sie Ihren Hausarzt oder uns, welche Strategien dagegen helfen können.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg.
Spezial: Möglichkeiten der Arbeitsmedizin
Spezial: Möglichkeiten der Arbeitsmedizin
Wir fragen Dr. med. Daniele Bencivinni, Betriebsarzt an der Zentralklinik, zum Thema:
Möglichkeiten der Arbeitsmedizin.
All unsere Fragen und Antworten können Sie auch nachlesen (pdf).