Bad Berka, 25. Juni 2019 --- Prof. Richard P. Baum, Chefarzt der Klinik für Molekulare Radiotherapie und Präzisionsonkologie der Zentralklinik Bad Berka, wurde auf der Jahrestagung der amerikanischen Gesellschaft für Nuklearmedizin und molekulare Bildgebung (SNNMI) in Anaheim (Kalifornien) mit dem Saul Hertz Award 2019 ausgezeichnet. Der Preis ehrt herausragende Leistungen in der Radionuklidtherapie, wobei die Auszeichnung von Prof. Baum vor allem wegen seiner Verdienste auf dem Gebiet der Theranostik erfolgte (erste Radiorezeptortherapie in Deutschland 1997 sowie erste Radioligandentherapie mit Lutetium-177 PSMA weltweit im Jahre 2013).
„Theranostik umfasst die Diagnostik und Therapie im Rahmen der sog. personalisierten Medizin. In der Präzisionsonkologie besteht das Prinzip darin, bei bestimmten Tumorarten gezielt molekulare Targets mittels der molekularen Bildgebung (PET/CT) zu selektionieren, die es erlauben, den optimalen Radioliganden für die Therapie zu bestimmen. Beispielhaft hierfür ist seit nunmehr 78 Jahren die Anwendung von Radiojod zur Diagnostik und Behandlung des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms. Bei neuroendokrinen Tumoren wurden vor über 20 Jahren erstmals erfolgreich spezifische Peptide entwickelt, die an Somatostatinrezeptoren binden, wobei sich für die Diagnostik der Positronen-Emitter Gallium-68 und für die Therapie der Beta‑Emitter Lutetium-177 bewährt haben. Welche bedeutsame Rolle die molekulare Bildgebung mit PET/CT für die Auswahl geeigneter Patienten für eine bestimmte Therapiemethode innehat – und dass mittels Rezeptor-PET-CT auch der Erfolg der Therapie überprüft werden kann – wurde hierbei erstmals ersichtlich. Dem gleichen Prinzip folgend hat die Entdeckung von kleinen Liganden („small molecules“), die an das prostataspezifische Membranantigen (PSMA) binden, die Entwicklung von Theranostic Pairs (68Ga/177Lu) ermöglicht, die sehr effektiv zur Diagnostik und Therapie von Prostatakarzinomen herangezogen werden können.“
Professor Baum ist der erste europäische Mediziner, der diese Auszeichnung erhält.
„Wir sind sehr stolz darauf, dass diese weltweit anerkannte Auszeichnung die Arbeit von Prof. Baum würdigt. Die Zentralklinik hat sich in den vergangenen 20 Jahren zu einem der bedeutendsten Zentren für die molekulare Radiotherapie entwickelt. Rund 1000 Patienten aus der ganzen Welt werden jährlich mit den in unserer Radiopharmazie hergestellten Therapeutika behandelt“, so der Geschäftsführer der Zentralklinik Bad Berka Robert Koch.
Der Saul Hertz Award wird jährlich vergeben, in den vergangenen Jahren erhielten amerikanische Wissenschaftler den Preis. Sein Namensgeber gilt als Pionier der Radiojodtherapie. Dr. Hertz behandelte 1941 erstmals einen Patienten mit Schilddrüsenüberfunktion (Morbus Basedow) mit Iod-131. Die Behandlung von Patienten mit gut- und bösartigen Schilddrüsenerkrankungen mit radioaktivem Jod ist ein Eckpfeiler der Nuklearmedizin. Der 1905 geborene Hertz beeinflusste entscheidend die Entwicklung des Fachgebiets durch seine Forschung sowohl in Harvard als auch am MIT (Massachusetts Institute of Technology).