Bad Berka, 07. Juli 2023 --- Viele neugierige Blicke richten sich auf den knallroten Doppelstockbus, der in der letzten Juniwoche auf dem Goetheplatz in Weimar rangiert. Nach einigem Hin und Her macht das spektakuläre Gefährt in Nachbarschaft des Kasseturms Halt. Die nahezu tropische Hitze bereits um zehn Uhr drückt aufs Gemüt. Deshalb wird das weiße Viereckzelt für die Untersuchungen unter der üppigen schattenspendenden Rotbuche aufgebaut, darin zwei Krankenliegen und allerlei medizintechnisches Gerät: Die Gesundheitsinitiative „Herzenssache Lebenszeit“ bringt sich mit ihrem Infobus in Stellung.
Mehrere Passanten sind extra hierher gekommen, um sich von dem kompetenten Team aus der Zentralklinik Bad Berka ihr persönliches Diabetes- und Schlaganfallrisiko prüfen zu lassen. Während Unentschlossene draußen noch in den Broschüren und Flyern blättern, platziert sich Sabine Hanig als Erste auf der Pritsche im Zelt. Nach einem kurzen Informationsgespräch werden bei ihr mittels Sonografie Herz und Halsschlagader untersucht. „Ich habe Diabetes“, sagt die 59-jährige Weimarerin, „da kam mir das Angebot mit den Experten von der Bad Berkaer Klinik sehr gelegen, kein langes Warten auf Termine – höchst praktisch.“
In diesem Zusammenhang ist eine aktuelle Veröffentlichung der renommierten englischen medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ interessant. Sie berichtet von einer Studie, wonach sich die Zahl der Diabeteserkrankten bis 2050 weltweit auf mehr als 1,3 Milliarden Menschen verdoppeln wird.
Weiter geht es auf dem Goetheplatz: Auf der zweiten Liege lässt derweil Manfred Peters die Prozedur des Blutdruckmessens über sich ergehen. Der rüstige 88-Jährige blinzelt verschmitzt durch seine kleine Brille: „Eigentlich wollte ich nur mal gucken, aber dann ging es ruckzuck, die Ärzte und Schwestern haben es sehr gut gemacht!“ Angetan vom Geschick und Können der Mediziner ist auch Helga Krebs. „Ich nehme zwar Tabletten wegen meines Blutdrucks, aber das allein tut´s ja nicht“, meint die 87-Jährige. „Deshalb gehe ich nachher noch zum Seniorensport – ja, ja, Bewegung muss sein!“
Inzwischen bildet sich eine kleine Schlange vor dem Untersuchungszelt, in dem sich Oberarzt Steffen Hüge und Clarissa Schmidt-Möpert mit moderner Ultraschalltechnik um diejenigen bemühen, die mehr über ihren Gesundheitszustand wissen möchten. Clarissa ist Physician Assistant, ein neues Berufsbild für hochqualifizierte akademische Mitarbeiterinnen im Gesundheitswesen – eine Art Bindeglied zwischen Ärzten und medizinischem Personal.
Die Angebote zur prompten Diagnose und die Möglichkeiten, sich kompetent über Schlaganfall, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes informieren zu können, werden dankbar angenommen. Und wie generell bei gesundheitlicher Vorsorge haben sich weitestgehend Frauen eingefunden.
Am späten Vormittag findet sich auch Priv. Doz. Dr. Albrecht Kunze auf dem Goetheplatz in Weimar ein. In Gesprächen mit den zumeist älteren interessierten Personen verweist der Chefarzt der Neurologie an der Zentralklinik Bad Berka darauf, wie weit verbreitet Schlaganfälle, Herzinfarkte und koronare Herzkrankheiten sind, dass sie zusammen sogar eine höhere Sterblichkeit als Krebs aufweisen. Viele Menschen, so Dr. Kunze, wüssten nicht, wie eng Schlaganfälle mit Erkrankungen des Herzens oder mit Diabetes zusammenhängen und welche Symptome sie zeigen. Deshalb sei so wichtig, wie zum Beispiel hier mit dem Infobus darüber aufzuklären.
Ein Schlaganfall könne jeden treffen, sagt PD Dr. Kunze. Entgegen landläufiger Vorstellungen sei es keine reine Alterskrankheit. Der Chefarzt macht deutlich, dass annähernd 70 Prozent der Schlaganfälle vermeidbar sind. Und er verweist mit Nachdruck darauf: „Mit einem gesunden Lebensstil kann jeder vorbeugen. Dazu gehört vor allem: Nicht rauchen, wenig Alkohol, gesunde Ernährung und viel Bewegung.“
Anzeichen wie ein hängender Mundwinkel, plötzlich auftretende Sprachstörungen oder eine halbseitige Schwäche, sollten immer ernst genommen werden. „Wenn diese Symptome auftreten, müssen Betroffene sofort medizinisch versorgt werden“, erklärt der Schlaganfallexperte und empfiehlt eindringlich: „Scheuen Sie sich nicht, den Notruf 112 zu wählen und geben Sie an, dass ein Verdacht auf Schlaganfall besteht.“ Denn je schneller Patienten versorgt werden, desto besser sind die Chancen für Betroffene. Dr. Kunze: „In einem solchen Notfall zählt jede Sekunde.“