„Niemand kommt freiwillig und ohne Grund in die Notaufnahme.“
Bad Berka, 9. Februar 2023 --- Zum Europäischen Tag des Notrufs 112 (11. Februar) rät der Chefarzt des Interdisziplinären Notfallzentrums der Zentralklinik, PD Dr. med. Christian Hohenstein, gerade bei Risikogruppen schnell zu handeln. „Gerade ältere Patienten neigen aufgrund von falscher Scham dazu, Schmerzen oder Druckgefühle in der Brust, Atemnot oder starke Schmerzen in anderen Körperregionen auszuhalten, sich zuhause hinzulegen und zu warten, dass alles wieder ins Lot kommt. Das kann jedoch fatale Folgen haben: Bei einem Herzinfarkt und Schlaganfall entscheidet jede Minute. Auch sind Bauchschmerzen ab einem Alter von 65 Jahren ein ernstzunehmendes Symptom“, so Dr. Hohenstein.
Ebenso bei jüngeren Patienten, die unter plötzlichen Beschwerden leiden oder vorerkrankt sind, müsse oft zügig abgeklärt werden, ob sich dahinter eine ernsthafte Erkrankung verbirgt. Das gelte auch für plötzliche Lähmungserscheinungen. „Grundsätzlich ist für einen Laien oft nicht so leicht zu unterscheiden, ob es sich um einen Notfall handelt. In den Notfallzentren entscheiden die Mitarbeiter anhand festgelegter Kriterien, welcher Patient zuerst behandelt werden muss, die sogenannte Ersteinschätzung. So wird nach Schwere der Erkrankung auch die Reihenfolge der Behandlung festgelegt, falls viele Patienten gleichzeitig kommen, was wiederholt in Stoßzeiten passiert“.
Der Chefarzt des Notfallzentrums widerspricht dem Klischee, dass viele Menschen mit Bagatellen wie nach einem schmerzhaften Tritt auf einen Lego-Baustein oder bei einem eingewachsenen Zehennagel in den Notfallzentren erscheinen. „Niemand kommt freiwillig und ohne Grund in eine Notaufnahme, weil die Menschen Besseres zu tun und oft Angst vor Maßnahmen, Diagnosen und Konsequenzen haben. In unserem Zentrum nehmen wir jedoch alle Sorgen der Patienten ernst. Wenn Menschen einen Leidensdruck haben, kümmern wir uns darum, denn das ist Teil unserer Arbeit. Wenn wir die Zeit haben, dann kümmern wir uns auch um das, was andere als Bagatelle bezeichnen. Manchmal ist es eine und manchmal eben nicht. Die Patienten können dies nicht immer richtig einschätzen, dafür gibt es ja uns“, erklärt Dr. Hohenstein.
Bei plötzlich auftretenden starken Beschwerden, Unfällen und lebensbedrohlichen Situationen, in denen man nicht sofort in ein Notfallzentrum fahren kann, sollte die 112 angerufen werden. „Anrufer sollten die Ruhe bewahren, damit sie die wichtigen Fragen auch beantworten können: Wo? Wer ruft an? Was ist geschehen? Wie viele Menschen sind betroffen? Wichtig ist auch, nicht gleich aufzulegen, sondern auf Rückfragen der Mitarbeiter der Leitstelle zu warten und bis zum Eintreffen der Rettungskräfte vor Ort zu bleiben.“