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Zentralklinik Bad Berka | 22.04.2024

Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz

Bad Berka, 22. April 2024 ---- Zum Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz (28.4.) empfiehlt Dr. Daniele Bencivinni, Leiter des Arbeitsmedizinischen Zentrums der Zentralklinik, mehr Sensibilität und Engagement für gesunde Arbeitsplätze. Dabei ginge es nicht um die in Diskussion befindliche Vier-Tage-Woche oder mehr Live-Balance bei so wenig Arbeit wie möglich. „Arbeit per se ist nicht gesundheitsschädlich, sondern ist sinnstiftend, kann glücklich machen und ist damit auch ein wichtiger Teil unseres Lebens. Entscheidend sind die Bedingungen und das Engagement der Unternehmen, Möglichkeiten zur Verbesserung zu erkennen und umzusetzen“, so der Arbeitsmediziner.

Arbeitsmediziner sind darauf spezialisiert, die Gesundheit und das Wohlbefinden von Mitarbeitern zu schützen, zu fördern und nachzusorgen. Dabei geht es z. B. um Gefährdungsbeurteilungen, allgemeine und personalisierte Arbeitsschutzmaßnahmen sowohl technischer, organisatorischer und zuletzt auch in persönlicher Form wie z.B. Impfungen bei der Tätigkeit im Gesundheitswesen oder bei Auslandsaufenthalten, Hautschutz, Gehörschutz, Atemschutz etc. und natürlich primär präventiv auch um die Vermeidung von Gefahren an Arbeitsplätzen durch Schulungen, Beratungen zur gesundheitsfördernden Arbeitsgestaltung sowie die Früherkennung „Arbeitsbedingter Gesundheitsstörungen, die nicht erkannt und beseitigt, zu einem Verlust der Beschäftigungsfähigkeit führen können. Hohe Krankenstände sind oft kein Schicksal, sondern vermeidbar. Gesunde Mitarbeiter sind ein Gewinn für alle“, so Dr. Bencivinni.

Prävention hat messbare Auswirkungen auf die Anzahl der Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten. Auch kleinere und mittlere Unternehmen, die einen eigenen Betriebsarzt gesetzlich benötigen, könnten sich auch darüber hinaus zur Gesundheitsförderung ihrer Mitarbeiter in arbeitsmedizinischen Zentren betreuen lassen. Die Arbeitsmedizin ist eine jüngere medizinische Disziplin und hat erste Verdienste verzeichnet, dass z. B. Berufskrankheiten beim Umgang mit Asbest oder im Bergbau verhindert wurden, indem Materialien verboten wurden bzw. eine Pflicht zum Tragen eines Atemschutzes eingeführt wurde. „Es gibt Modellrechnungen, die sagen: Jeder Euro, der in das Betriebliche Gesundheitsmanagement investiert wird, spart bis zu 4 Euro an Folgekosten durch geringere Erkrankungen bei Mitarbeitern. Die großen Unternehmen würden kein Betriebliches Gesundheitsmanagement, BGM, einführen, wenn es sich nicht lohnen würde. Damit lassen sich Fehlzeiten und Arbeitsunfähigkeitszeiten minimieren. Wenn man sich um die Mitarbeiter kümmert, dann nehmen die Fehlzeiten ab. Das ist nachgewiesen“, erklärt der Facharzt für Anästhesiologie und Arbeitsmedizin.

Engagement für die Mitarbeiter sei aber nicht mit einer Obstschale auf dem Flur, das Wasser im Spender und der Massage einmal in der Woche getan. „Natürlich sind das alles gute Maßnahmen. Aber es geht ja noch weiter. Die Umsetzung von präventiv wirksamen Ergonomie Mindeststandards sollte in allen Arbeitsbereichen zur Selbstverständlichkeit werden. Und aktiver Gesundheitsschutz des einzelnen Mitarbeiters mit Schaffung von Anreizen zu mehr gesundheitsfördernder Bewegung ist vorteilhafter als eine einzelne Massage. Die Gefährdungen heute gehen auch nicht nur von Chemikalien oder schlecht gesicherten Einrichtungen aus, unser Leben und auch unsere Arbeit ist sehr viel stressiger und komplexer geworden. Unsere beruflichen und privaten Aktivitäten haben sich verdichtet und wir müssen vieles in kürzerer Zeit verarbeiten, man bedenke auch die ständige selbst oder auch gesellschaftlich auferlegte ständige Erreichbarkeit. Auch hier kann ein Unternehmen mit konkreten Regelungen die Situation entschärfen. Hier muss auch die Arbeitsmedizin der Zukunft umdenken und ganz individuelle an die neue Arbeitswelt angepasste Lösungen anbieten“.

Für ihn ist sein Berufsfeld die richtige Entscheidung gewesen: „Die Interaktion mit Menschen macht mir Spaß. Mir gibt das ein gutes Gefühl, wenn ich langfristig und nachhaltig den Betrieben den Menschen dort helfen kann. Das einfachste Beispiel ist, wenn ich z. B. dafür sorgen kann, dass ein Gehörschutz getragen wird. Dann braucht niemand einen HNO-Arzt. Prävention ist besser als Therapie und auch risikoärmer, das erfordert Umdenken, insbesondere in unserer Gesellschaft mit einem sehr starren Verständnis und Konstrukt von Gesundheit, Krankheit und Glück.


Hintergrund:

Für viele Unternehmen sei der Nutzen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge immer noch nicht klar. Zum einen gibt es einen gesetzlichen Rahmen, nach dem jeder Arbeitgeber nach dem Arbeitsschutzgesetz dazu verpflichtet ist, die erforderlichen Maßnahmen des Arbeitsschutzes zu treffen, die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten bei der Arbeit beeinflussen. Er hat die Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen und erforderlichenfalls sich ändernden Gegebenheiten anzupassen. Dabei hat er eine Verbesserung von Sicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten anzustreben. Hierzu gehören neben den gesetzlich festgelegten Regelkreis mit „Beurteilung der Arbeitsbedingungen, Maßnahmengestaltung, Wirksamkeitsprüfung etc. auch der individuelle Gesundheitsschutz der Mitarbeiter, der unter anderem durch die arbeitsmedizinische Pflicht-, Angebots- und Wunschvorsorgen nach der Arbeitsmedizinischen Verordnung, angelehnt an die jeweiligen Arbeitsplatzgefährdungen durch die Arbeitgeber umgesetzt werden muss.

Aufgrund der sich ständig und rapide ändernden Arbeitsbedingungen hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin auf der Grundlage der gesetzlichen Verordnung im Dezember 2022 eine Arbeitsmedizinische Regel zur Durchführung einer „Ganzheitlichen arbeitsmedizinischen Vorsorge unter Berücksichtigung aller Arbeitsbedingungen und arbeitsbedingten Gefährdungen sowie der individuellen Wechselwirkung von Arbeit und physischer sowie psychischer Gesundheit“ veröffentlicht. Damit soll auch auf die komplexen Wechselwirkungen, insbesondere auch im Hinblick auf die individuellen psychischen Belastungssituationen sowie auch auf bereits bestehende Erkrankungen oder Einschränkungen ganzheitlich eingegangen werden. Ziel ist, den betrieblichen Gesundheitsschutz und die individuelle Gesundheit der Mitarbeiter zu verbessern.

Das zusätzlich in zahlreichen Unternehmen bereits seit mehreren Jahrzehnten eingeführte äußerst vielseitig gestaltbare „Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)“ stellt einen zusätzlichen freiwilligen effektive Möglichkeit dar die Mitarbeitergesundheit zusätzlich zu fördern und zu verbessern. Dabei agieren die „Health Manager“ als ein gutes Bindeglied zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Betriebsabläufen. „Dabei ergeben sich viele Themen, die den Arbeits- und Gesundheitsschutz im weiteren Sinne betreffen, wobei hier mit ganzheitlichen bzw. strukturierten Konzepten der Gesundheitsförderung oft aber auch mit einfachen gesundheitsfördernden Maßnahmen „große“ Wirkungen erzielt werden können wie z.B. entlastende betriebsinterne Regelungen im Schichtmodell für besondere Gruppen, Schaffung von Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten zur Beseitigung von Konflikten und zur Steigerung der Gratifikation und Anerkennung der Mitarbeiter, Anreize für gesundheitsförderndes Verhalten, Bewegungs- oder Entspannungsangebote (Rückenkolleg, Rückengymnastik, Yoga, MBSR, Resilienztraining, Walkingangebote, Massagen/physiotherapeutische Angebote, gezielte Ernährungsberatungen u.v.m.).

Außerdem gibt es – auch historisch bedingt – immer noch in einigen Bereichen sehr hierarchische Strukturen, Krankenhäuser mit eingeschlossen. In vielen Unternehmen haben die psychischen Belastungen enorm zugenommen“, so der Betriebsarzt.

Dr. Daniele Bencivinni © Delf Zeh/Zentralklinik

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