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Zentralklinik Bad Berka | 01.06.2023

Originelle Kopfbüsten werden präsentiert

Bad Berka, 1. Juni 2023 --- Fünf höchst außergewöhnliche Kopfbüsten werden jetzt in der Zentralklinik erstmals der Öffentlichkeit gezeigt. Gestaltet von der Kaltennordheimer Bildhauerin Claudia Katrin Leyh, geht es um eine künstlerisch anspruchsvolle Darstellung von Operationen am offenen Schädel. Die Idee dazu stammt von einem Bad Berkaer Mediziner-Ehepaar. Prof. Dr. Julianne Behnke-Mursch ist Chefärztin der neurochirurgischen Klinik, Prof. Dr. Kay Mursch ist Neurochirurg und leitender Oberarzt.

Prof. Kay Mursch erklärt, wie ihm die Idee kam: „Ich muss meinen Patienten regelmäßig einen Eingriff am offenen Kopf erklären. Die Mittel, die mir dazu zur Verfügung stehen, waren mir aber immer zu unpersönlich, zu abstrakt und zu technisch“. Aus Sicht des Mediziners sind die bisher genutzten anatomischen Abbildungen oder Modelle aus dem Medizinbedarfskatalog „kalt, hyperrealistisch, mit ausdruckslosen Gesichtern“. So wünschte sich das Professorenpaar „etwas, das auch ästhetischen Ansprüchen genügt sowie positive Assoziationen und Gefühle weckt“. So kam Prof. Mursch auf die Idee, ein Modell von jemandem anfertigen zu lassen, der einen ganz anderen als den medizinischen Blick auf einen solchen Eingriff hat: eine Künstlerin. Die Wahl fiel auf die Bildhauerin Claudia Katrin Leyh, die an der renommierten Ausbildungsstätte der Kunsthochschule Halle Burg Giebichenstein ausgebildet wurde. Die beiden Bad Berkaer Mediziner wurden durch frühere Arbeiten auf Claudia Katrin Leyh aufmerksam.

Die Künstlerin selbst war anfangs durchaus überrascht von dem außergewöhnlichen Vorschlag und erbat sich Bedenkzeit. Doch am Ende siegte das Interesse an diesem nicht ganz alltäglichen Auftrag. „Als Bildhauerin habe ich natürlich ein sehr plastisches Vorstellungsvermögen“, erzählt Leyh, „bei den Erläuterungen der Aufgabenstellung hatte ich sofort gewisse Bilder im Kopf – zunächst martialische.“ Während ihrer Ausbildung waren Naturstudium und Anatomie wichtige Fächer. „Ich konnte mir also durchaus vorstellen, wie ein Skalpell die Haut trennt, Hautlappen abgeklappt werden und sich der Chirurg Schicht für Schicht in einen menschlichen Körper hineinarbeitet“, so Leyh. Für sie galt es, „die Balance zu finden zwischen einer glaubwürdigen, sachlich-richtigen Darstellung dieses hochkomplizierten chirurgischen Prozederes und einem ästhetisch ansprechenden Kunstwerk, das eine ganz eigene künstlerische Handschrift trägt.“

Die Arbeiten in ihrem Atelier begannen 2021, wobei sie in einer ersten Phase in engem Austausch mit den Neurochirurgen verschiedene Varianten der Darstellung dieser Operationsschritte erarbeitete. Schließlich wurden Vormodelle in einer Zwischenpräsentation in ihrem Atelier vorgelegt und die weiteren Schritte gemeinsam besprochen. Dabei wurde ihr klar, dass das Ergebnis ihrer Atelierarbeit durch Abstraktion gewinnt: „Die medizinischen Abbildungen und Modelle sind natürlich sehr direkt und in gewisser Weise auch schonungslos, zeigen jedes Detail. Für einen Mediziner ist das einfach eine wichtige sachliche Darstellung und vermutlich nicht besonders aufregend. Jedoch ein Patient, dessen eigener Kopf geöffnet wird, braucht einen sanfteren Zugang.“ Deshalb entschied sich die Künstlerin in Absprache mit ihren Auftraggebern für eine eher abstrakte Darstellung der Operationen.

Anfänglich war nur eine Büste geplant, doch am Ende entstanden in einem intensiven Prozess fünf lebensgroße Skulpturen.
Die Erste zeigt den Kopf noch ganz geschlossen, aber die Linien für das Skalpell sind schon aufgezeichnet.
Bei der Zweiten ist die Kopfhaut geöffnet, die geplante Schädelöffnung angezeichnet.
Die dritte Büste gibt den Blick auf das Gehirn frei. Ein Hautlappen ist zurückgelegt und liegt locker auf einer Rolle aus Mullbinde.
Skulptur 4 wiederum zeigt die Situation nach Einsetzen des Knochens. Die Schnittstellen im Knochen, die Bohrungen und Titanplättchen, die den Knochen wieder fixieren, sind sichtbar. Büste Nummer fünf zeigt den Kopf nach der OP: geschlossen und nur noch mit einer feinen Narbe bedeckt.

Heute stehen die fünf Büsten in einem Separee in der Eingangshalle der Zentralklinik. Unter Prof. Mursch und seinen Kollegen kommen sie regelmäßig zum Einsatz. Die Reaktionen seien natürlich von Patient zu Patient unterschiedlich, sagt Prof. Mursch. Viele würden aber „freudig überrascht“ reagieren, fügt der Mediziner hinzu. „Man kann aber nicht alle Ängste nehmen“, betont der Neurochirurg. Trotzdem ist er mit dem Ergebnis sehr zufrieden. So sehr, dass er mit Claudia Katrin Leyh schon das nächste Projekt in Planung hat. „Aktuell arbeiten wir an einer Skulptur, die die Behandlung einer sehr häufigen Erkrankung, des Hydrozephalus, durch einen Shunt, also die Ableitung von Hirnwasser in den Bauchraum, zeigt“.

© Delf Zeh/Zentralklinik Bad Berka

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