Radio-Rezeptor-Therapie (PRRT)
Was bedeutet PRRT?
Was bedeutet PRRT?
Die Abkürzung PRRT steht für „Peptid-Radio-Rezeptor-Therapie“ (Synonym: Radio-Rezeptor-Therapie) und stellt eine Behandlungsmethode bei Patienten mit neuroendokrinen Tumoren dar.
Was sind neuroendokrine Tumore?
Was sind neuroendokrine Tumore?
Neuroendokrine Tumore (kurz: NET) sind gut- oder bösartige Tumoren, die sich aus den Zellen des neuroendokrinen Systems entwickeln. Diese Zellen sind über den gesamten Körper verstreut und zeichnen sich unter anderem durch eine Freisetzung von Hormonen aus, die auf verschiedene Organsysteme im Körper Einfluss nehmen. Häufig betroffene Lokalisationen von diesen Tumoren sind die Bauchspeicheldrüse, der Magen-Darmtrakt oder die Lunge.
Wie funktioniert eine Radio-Rezeptor-Therapie?
Wie funktioniert eine Radio-Rezeptor-Therapie?
Neuroendokrine Tumore und deren Absiedlungen, sogenannte Metastasen, bilden auf ihrer Oberfläche spezielle Moleküle aus. Es handelt sich dabei um Somatostatinrezeptoren, die als Zielstrukturen für chemisch hergestellte Eiweißverbindungen (DOTA-TATE oder DOTA-TOC) dienen. Diese Eiweißverbindungen (Peptide) sind schließlich an therapiewirksame Nuklide gekoppelt, so dass Tumorzellen gezielt vernichtet werden können. Da die Reichweite dieser Therapiestrahler nur wenige Millimeter beträgt, wird gesundes Gewebe weitestgehend geschont.
Welche therapeutischen Strahler kommen bei der PRRT zum Einsatz?
Welche therapeutischen Strahler kommen bei der PRRT zum Einsatz?
Bei der Radio-Rezeptor-Therapie werden sowohl die Beta-Strahler Lutetium-177 und Yttrium 90, als auch der Alpha-Strahler Actinium-225 eingesetzt. Bei der Radio-Rezeptor-Therapie mit Actinium-225 handelt es sich um eine neuartige Therapie mit einem höher energetischen Strahler, der eine noch kürzere Reichweite besitzt und eine höhere Rate an Doppelstrangbrüchen in den Tumorzellen hervorrufen kann. Diese neu entwickelte Therapie wird entweder nach Versagen einer Radio-Rezeptor-Therapie mit Lutetium-177 bzw. Yttrium 90 oder bei starkem Tumorbefall im Knochenmark angewendet.
Welche Patienten eignen sich für eine PRRT?
Welche Patienten eignen sich für eine PRRT?
Ob ein Patient für eine PRRT infrage kommt, wird interdisziplinär im Tumorboard entschieden. Das bedeutet, dass Fachärzte verschiedener Fachrichtungen (Allgemein- und Viszeralchirurgie, Innere Medizin, Nuklearmedizin und Radiologie) Entscheidungen bezüglich der weiteren Therapieplanung im Konsens treffen und eine entsprechende Empfehlung geben. Wichtig sind dafür der aktuelle Tumorstatus, bisher erfolgte Therapien (Operationen, Chemotherapie, Bestrahlung etc.) und durchgeführte bildgebende Verfahren (CT, MRT etc.).
Bezüglich der Bildgebung ist im Vorfeld die Durchführung einer Gallium-68-DOTATOC-PET/CT-Untersuchung notwendig, um die Somatostatinrezeptoren des Tumors bzw. der Metastasen darzustellen und somit die Zielstrukturen für den Therapiestrahler nachzuweisen.
Außerdem müssen im Vorfeld die Nierenfunktion und Harnabflussverhältnisse mittels einer Nierenfunktionsszintigraphie überprüft bzw. verschiedene Laborwerte (z. B. Leberwerte, Nierenwerte, Blutbild) bestimmt werden.
Wie läuft eine PRRT in der Zentralklinik Bad Berka ab?
Wie läuft eine PRRT in der Zentralklinik Bad Berka ab?
Für die Radio-Rezeptor-Therapie ist aufgrund von Strahlenschutzvorschriften in Deutschland ein stationärer Aufenthalt auf unserer Therapiestation von mindestens 48h notwendig. In der Regel werden drei Therapiezyklen im Abstand von drei bis vier Monaten vorgenommen.
Am Therapietag erfolgt jeweils vor und nach der Infusion des Radiopharmakons über eine Vene, die Gabe einer Aminosäure-Lösung zum Schutz der Nieren. Das Radioisotop wird schließlich über ca. 20 Minuten über denselben intravenösen Zugang sowie unter ärztlicher Aufsicht und regelmäßigen Blutdruck- und Pulskontrollen verabreicht.
Um die genaue Aufnahme des Therapiestrahlers im Körper des Patienten zu dokumentieren, werden nach der Therapie sogenannte Ganzkörperszintigramme bzw. eine dreidimensionale SPECT/CT durchgeführt. Mit Hilfe von diesen Aufnahmen ist es schließlich möglich, die genaue Dosis im Tumor und im gesunden Gewebe zu berechnen. Diese Informationen sind wichtig für die weitere Therapieplanung und die Vorhersage bezüglich des Therapieerfolgs und möglicher Nebenwirkungen.
Mit welchen Nebenwirkungen sind zu rechnen?
Mit welchen Nebenwirkungen sind zu rechnen?
Generell ist die PRRT ein gut verträgliches Therapieverfahren. Dennoch können Nebenwirkungen wie bei jeder anderen Therapie bzw. jedem anderen Medikament auftreten.
Am häufigsten beobachtet man nach und/oder unter Radio-Rezeptor-Therapie:
- Ãœbelkeit
- Erbrechen
- Bauchbeschwerden
Mit Hilfe von Medikamenten, die man unter der Therapie verabreicht, kann diesen Beschwerden allerdings häufig entgegengewirkt werden.
Darüber hinaus können auftreten:
- Beeinträchtigung des blutbildenden Knochenmarks
- Nierenschädigung
- Vorübergehender Haarausfall
- Leberschädigung (sehr selten)
Wie geht es nach abgeschlossener PRRT für mich als Patient weiter?
Wie geht es nach abgeschlossener PRRT für mich als Patient weiter?
Im Anschluss an die Radio-Rezeptor-Therapie ist eine suffiziente Nachsorge (sogenanntes Restaging) für den Patienten unerlässlich. Sie erfolgt individuell und auch in diesem Fall interdisziplinär sowie in Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten.
Das Restaging in unserer Klinik für Nuklearmedizin umfasst schließlich ein ärztliches Anamnesegespräch mit einer Befragung bezüglich aktueller Krankheitssymptome (Flush-Symptomatik, Durchfall, Luftnot, Schmerzen etc.), als auch die Bestimmung von Laborwerten (Blutbild, Leberwerte, Nierenwerte, Tumormarker etc.), dem Monitoring der Nierenfunktion mittels Nierenfunktionsszintigraphie nach PRRT und weitere bildgebende Verfahren. In der Regel findet diese Nachsorgeuntersuchung ambulant an einem Tag in der Zentralklinik Bad Berka statt. Sollten mehrere Untersuchungen notwendig sein, die jedoch nicht an einem Tag realisiert werden können, ist eine Übernachtung in klinikeigenen Gästezimmern möglich.
Bezüglich der Bildgebung spielen sowohl die PET/CT, als auch die CT-, MRT- und/oder Ultraschalluntersuchung eine wichtige Rolle und werden leitliniengerecht für den Patienten geplant. In Zusammenschau aller Befunde wird schließlich erneut im Tumorboard über das weitere Vorgehen beraten und eine entsprechende Empfehlung für den Patienten gegeben.