Krebs und Ernährung
Über kaum ein Thema existieren so viele Ratgeber und Empfehlungen wie über Ernährung und spezielle Diätformen. Andererseits gibt es über die meisten Inhaltsstoffe der Nahrung nur wenige Erkenntnisse, die eindeutig sind. Aus diesem Grund ist es wichtig die Forschung in diesem Gebiet voranzutreiben, denn bereits 1981 wurde ein Zusammenhang zwischen der Ernährung und der Krebsentstehung gesehen (Doll und Peto 1981). Wissenschaftler postulierten, dass die Ernährung für bis zu einem Drittel aller bösartigen Tumore verantwortlich sein soll. Was erschreckend klingen mag, bietet andererseits aber auch Chancen. Wenn es vorteilhaftere und weniger gute Ernährungsweisen gibt, dann ergibt sich die Frage, welche Lebensmittelinhaltsstoffe meiner Gesundheit einen Vorteil bieten. Zahlreiche Untersuchungen und Studien befassten sich in den letzten Jahrzehnten mit einzelnen Inhaltsstoffen von Lebensmitteln und deren krebsvorbeugenden bzw. krebsfördernden Wirkung. Das Problem dabei ist, dass ein Lebensmittel aus einer Vielzahl von Komponenten besteht, die unterschiedliche Wirkungen zeigen können, sich die Untersuchungen aber meist nur mit einzelnen Inhaltsstoffen beschäftigt haben.
Es ist wohl bekannt, dass die verschiedenen Kostformen in unterschiedlichen Ländern einen Einfluss auf die Entstehung von Krebs haben. Auf diese Weise konnten verschiedene Nahrungsbestandteile wie Schimmelpilze oder Pökelsalz als Risikofaktoren für bestimmte Krebsarten identifiziert werden. Demgegenüber erscheinen andere Kostformen wie die Mittelmeerdiät, die sich durch viel Gemüse, Obst und die Verwendung von Olivenöl ebenso wie einen moderaten Eiweißkonsum durch Fisch und Geflügel auszeichnet, einen schützenden Einfluss auf die Entstehung von Krebs zu haben. Hier erscheint jedoch auch die Lebensart untrennbar mit der Kostform verbunden und eine Übertragung auf andere Länder mit anderen Lebensweisen nicht ohne weiteres möglich.
Kann Ernährung vor Krebs schützen?
Gibt es Kostformen, die vor Krebsentstehung schützen? Wie oben ausgeführt, ist es wohl möglich bestimmte Lebensmittel und Nahrungsbestandteile wie zum Beispiel das von Schimmelpilzen gebildete Aflatoxin B1 oder Nitrosamine, die aus Nitrit und sekundären Aminen im sauren Magenmilieu gebildet werden, als so genannte Karzinogene zu identifizieren und diese als Folge dessen aus der Nahrungszusammenstellung möglichst auszuschließen.
Einen wichtigen Beitrag dazu leistete der Einsatz von streng überwachten Kühlketten. In der Regel sind es in der westlichen Welt aber nicht alleinig einzelne Karzinogene, welche für die Tumorentstehung verantwortlich sind, sondern ein ungesunder Lebensstil. Dieser zeichnet sich neben zu geringer körperlicher Bewegung und Übergewicht im Bereich der Ernährung vor allem durch eine zu hohe Aufnahme an tierischem Fett, rotem Fleisch, verarbeiteten Fleischprodukten, Zucker und einer zu niedrigen Aufnahme von Obst und Gemüse sowie Ballaststoffen aus. Nicht zu unterschätzen ist der Alkohol, der als Genussgift freiwillig konsumiert wird, aber zu den wichtigsten Karzinogenen gehört. Wenn alkoholische Getränke getrunken werden, sollte der Konsum auf nicht mehr als zwei Gläser pro Tag für Männer und ein Glas für Frauen, begrenzt werden .
Allgemeine Empfehlungen zu einer ausgewogenen und vollwertigen Mischkost sind in Form der Lebensmittelpyramide dargestellt. Grundlage der Ernährungsempfehlung ist der moderate Konsum von Fleisch, Fett und Zucker bei reichlich Gemüse und Obst. Als Basis dienen kohlenhydrathaltige Lebensmittel wie Brot, Kartoffeln, Reis und Teigwaren. Nach Möglichkeit sollten fünf Mal am Tag Obst und Gemüseportionen konsumiert werden (5-er Regel). Diese Kostformen sind nicht für jeden ohne weiteres umsetzbar, durch eine gezielte Ernährungsberatung kann jedoch durch kleine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten viel bewirkt werden.
Abb. 1: Die Ernährungspyramide einhält die gültigen Verzehrempfehlungen.
Abb. 2: Der Ernährungskreis.
Die zehn Regeln der DGE
Die zehn Regeln der DGE
- Vielseitig essen
- Getreideprodukte- mehrmals am Tag und reichlich Kartoffeln
- Gemüse und Obst- nimm 5 mal am Tag
- Täglich Milch und Milchprodukte, einmal in der Woche Fisch; Fleisch; Wurstwaren und Eier in Maßen
- Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel
- Zucker und Salz in Maßen
- Reichlich Flüssigkeit
- Schmackhaft und Nährstoff- schonend zubereiten
- Nehmen sie sich Zeit, genießen Sie ihr Essen
- Achten Sie auf ihr Gewicht- bleiben Sie in Bewegung
Durch eine ausgewogene und gesunde Mischkost ist die Versorgung mit Mineralstoffen (unentbehrliche, anorganische Nährstoffe, die der Mensch über seine Nahrung aufnehmen muss und die er für vielfältige Funktionen benötigt) und Vitaminen (lebensnotwendige, unentbehrliche Substanzen, die vom Körper nicht oder nur unzureichend gebildet werden können) sichergestellt. Es gibt Hinweise, dass eine vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung vor Krebserkrankungen schützen kann, dagegen ist die Zufuhr von Vitaminen in Form von Nahrungsmittelzusätzen nicht nützlich und kann in gewissen Fällen sogar schädlich bzw. krebsfördernd sein. Wird #-Carotin als Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen kann dies bei Rauchern beispielsweise sogar zu einem erhöhten Lungenkrebsrisiko führen. Ebenfalls nicht zu empfehlen sind sehr einseitige Kostformen, die aber häufig, wie auch die meisten Diäten, zur Gewichtsregulierung nicht lange durchgehalten werden. Bedacht werden sollte desweiteren, dass auch die gesündeste Diät eine ungesunde Lebensführung nicht in ihrer schädlichen Wirkung aufzuheben vermag. Überspitzt ausgedrückt bedeutet dies, dass der griechische Salat überfordert ist, die schädliche Wirkung von einer gleichzeitig konsumierten Packung Zigaretten und mehreren Schnäpsen zu neutralisieren.
Ernährung als Krebstherapie
Ernährung als Krebstherapie
Kann man durch spezielle Kostformen Krebs bekämpfen? Nein, nach dem heutigen Stand der Wissenschaft gibt es keine Ernährungsform mit der sich eine Krebserkrankung gezielt heilen lässt! Bei einer Suche im Internet erscheinen viele Heilsversprechen durch oft sehr einseitige und schädliche Diäten, die einer Wirksamkeitsprüfung nicht standhalten. Manche dieser Diäten beinhalten nur moderate Änderungen der Kostform und belasten daher möglicherweise nur den Geldbeutel der Patienten. Von anderen Diäten muss dagegen gewarnt werden, da diese zu Todesfällen geführt haben oder durch Auszehrung die Krebserkrankung beschleunigen. Vor allem die Diät nach Gerson und die Krebskur total nach Breuss können nicht empfohlen werden. Auch die makrobiotische Zendiät und die Burgerdiät sind als problematisch anzusehen. Die auf dem Warburg-Prinzip basierende Aushungerung des Tumors durch eine Verminderung der Kohlenhydratzufuhr ist zwar theoretisch fundiert, muss jedoch noch in kontrollierten Studien untersucht werden. Insgesamt kann gesagt werden, dass vor allen einseitigen oder mit einer propagierten Entgiftung einhergehenden Diäten nicht empfohlen werden können. Vor einer Diät bei einer Krebserkrankung sollte auf jeden Fall der behandelnde Arzt konsultiert werden. Eine Diät kann niemals eine Krebstherapie ersetzen!
Ernährung bei einer Krebstherapie
Ernährung bei einer Krebstherapie
Müssen Menschen, die an Krebs erkrankt sind, andere Lebensmittel essen als gesunde Menschen? Der neuste Bericht des World Cancer Research Fund (WCRF) empfiehlt, dass sich Krebskranke ähnlich ernähren sollten, wie es allen Gesunden geraten wird, die Krankheiten vorbeugen möchten. Ein guter Ernährungszustand kann eine Krebstherapie günstig beeinflussen und ist deshalb anzustreben. Jede Therapie beeinflusst jedoch den gesamten Körper und damit die Nahrungsaufnahme. Für Tumorpatienten, die oft bereits einen Gewichtsverlust erlitten haben, stellt die Aufrechterhaltung der Nahrungsaufnahme während der Krebstherapie oft ein Problem dar. Durch individuelle Ernährungskonzepte kann die Nahrungsaufnahme jedoch oftmals aufrechterhalten werden. Wenn die Verdauungsleistung während einer Chemotherapie oder nach einer Operation beeinträchtig ist, werden nicht alle Speisen vertragen. Hier kann die Zubereitung vieler kleiner Mahlzeiten, die leicht verdaulich und angewärmt sind, helfen. Gegen Übelkeit hilft das regelmäßige Trinken in kleinen Portionen. Bei Appetitlosigkeit hilft das regelmäßige Essen, vor allem in Gesellschaft und das Vermeiden unangenehmer Essensgerüche. Auch Suppen oder ein Aperitif können den Appetit anregen. Cola, Salzstangen oder süße Tees sind ein altes und noch wirksames Hausmittel bei Durchfall und Übelkeit. Kau- und Schluckbeschwerden lassen sich durch Suppen und weiche Speisen wie Kartoffelbrei lindern. Bei anhaltenden Durchfällen sind fein geriebene nicht gekochte Äpfel oder Bananen zu empfehlen, dagegen wirkt anderes Obst verstärkend. Die Mahlzeiten sollten möglichst ballaststoffarm und fettarm sein. Auch hier sind Suppen in verschiedenen Zusammenstellungen sinnvoll. Bei Chemo- oder Strahlenbehandlung verändert sich oft das Geschmacksempfinden. Hierbei kann es hilfreich sein, häufiger kleine Mengen zu trinken um den schlechten Geschmack zu beseitigen. Bittere Getränke und Getränke mit Zitronenaroma sowie Bonbons oder Kaugummi regen den Speichelfluss an und helfen gegen einen schlechten Geschmack. Bei Abneigungen gegen Fleisch und Wurst kann dies mit Fisch, Milchzubereitungen und Milchprodukten erstattet werden. Bei Verstopfung sollte die Nahrung Ballaststoffe und Faserstoffe enthalten, die in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Gemüse und Obst enthalten sind. Die Menge sollte jedoch langsam gesteigert- und gut gekaut werden, da sonst die Gefahr für Blähungen und Bauchschmerzen besteht. Um die Wirkung der Ballaststoffe zu ermöglichen sollte auf eine reichliche Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Ebenfalls wirksam können Milchzucker, Kleie und Trockenobst sein. Falls durch die Ernährung keine Besserung erzielt werden kann, gibt es eine Reihe von Medikamente zum schonenden Abführen.
Bei Gewichtsverlust kann versucht werden, die normale Nahrung mit Fetten anzureichern, als Regel gilt hier, dass alles gegessen werden kann was die gesunde Bevölkerung meiden sollte, z. B. Eiscremes, Sahne, Sahnejogurt, fette Suppen, Schokolade etc. Spezielle Trinknahrungen können bei Mangelernährung eine Ergänzung zur normalen Nahrung bilden. Wenn eine Ernährung über den Verdauungstrakt nicht mehr möglich ist, kann auch auf eine parenterale Ernährung mittels Venenkatheter (Tropf) eine Überbrückung- oder auch dauerhaft notwendig sein. Diese Ernährung kann jedoch auch gut zuhause durchgeführt werden. Die meisten Patienten bevorzugen die nächtliche Gabe um die Bewegungsfreiheit tagsüber nicht zu beeinträchtigen.
Was tun bei spezifischen Ernährungsstörungen?
Was tun bei spezifischen Ernährungsstörungen?
Viele Patienten mit einem neuroendokrinen Tumor leiden nach der Operation an einer eingeschränkten Verdauungsleistung der Bauchspeicheldrüse (Pankreasinsuffizienz) oder einer nicht ausreichenden Nahrungsaufnahme aus dem Darm (Kurzdarmsyndrom). Bei der Pankreasinsuffizienz liegt eine Unverträglichkeit von Fetten und Eiweißen vor, die durch die Gabe von Pankreasfermenten in Kapselform teilweise aufgehoben werden kann. Die Zufuhr von Fetten kann durch die leicht verdaulichen mittelkettigen Fettsäuren (MCT) erfolgen, die in großen Supermärkten und Reformhäusern erhältlich sind.
Beim Kurzdarm sollte der Darm nach der Operation schrittweise an eine Nahrungsaufnahme gewöhnt werden, bei Verträglichkeit von Flüssigkeit und Suppen kann die Kost auf leicht verdauliche und fettarme Speisen ausgeweitet werden. Als Eiweißlieferanten eignen sich vor allem mageres Fleisch (z. B. Geflügel), magerer Fisch und fettarme Milchprodukte wie Magerquark. Die Zufuhr von Fetten kann wie bei der Pankreasinsuffizienz auf MCT- Fette umgestellt werden.
Wie Sie sehen, gibt es für die meisten Ernährungsprobleme Lösungsansätze. Die meisten Patienten gewöhnen sich schnell daran, nach einer Therapie die Ernährung umzustellen. Unverträglichkeiten werden nach dem Essen schnell bemerkt, und auch hier gilt der Grundsatz nur das zu sich zu nehmen, was auch bekommt. Man wünschte sich manchmal, die normale Bevölkerung würde sich auch an diesen Grundsatz halten, dann hätten viele Schnellrestaurants weniger Umsatz. Viele unserer Patienten haben bereits ihre Ernährung umgestellt und durch Selbstversuche festgestellt, was ihnen gut tut und was nicht. Da die Ernährung für Patienten mit neuroendokrinen Tumoren ein zentraler Punkt der Aufrechterhaltung der Lebensqualität ist, freuen wir uns, dass wir Ihnen seit Januar 2009 eine persönliche Ernährungsberatung bieten können.