Interventionelle Therapie
NEN des Magens, des Darmes und der Bauchspeichdrüse bilden häufig Tochtergeschwülste (sekundäre Tumore oder Metastasen) in der Leber. Die Leber ist der häufigste Metastasierungsort. Der Leberbefall stellt oft einen überlebensentscheidenden Faktor dar. Auch wenn das chirurgische Vorgehen unter dem Gesichtspunkt der Heilung nach wie vor der Goldstandard ist, bleibt festzustellen, dass zum Zeitpunkt der Diagnosestellung nicht alle Patienten kurativ operabel sind. Durch z. B. interventionelle Therapiemaßnahmen kann jedoch die Tumormasse in der Leber verkleinert werden, um dadurch die Prognose und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.
TACE/TAE/SIRT/RFA/MWA ... – wann welches Verfahren?
Wann sollte welches Verfahren eingesetzt werden? Die Stärke der Mikrosphären-basierten (DC-Bead)TACE/TAE liegt in der Möglichkeit, sehr genau Tumoren (sogenannte superselektive Sondierung) in der Leber. Die klassische Embolisation mit einem öligen Kontrastmittel ist für Tumore und Metastasen geeignet, bei denen ein superselektives Vorgehen nicht möglich ist und trotzdem eine TACE versucht werden soll. Liegen mehr Metastasen vor und sind diese gut durchblutet, ist die SIRT eine gute Behandlungsalternative. Sollen Einzelherde der Leber behandelt werden (max. 5 Herde mit einem maximalen Tumordurchmesser von 5 cm, „5er-Regel“) sind die RFA oder MWA vorzuziehen. Oftmals lohnt auch die Kombination verschiedener Verfahren. Diese Kombination lokaler Behandlungsverfahren mit einem chirurgischen und/oder einem systemisch therapeutischen Vorgehen wird auch als multimodale Therapie bezeichnet und sollte spezialisierten Zentren vorbehalten sein.
Lebensqualität
Bei allen aufgeführten Verfahren stellt der Einfluss auf Lebensqualität und Krankenhausaufenthaltsdauer einen wichtigen Faktor dar. Daher wird eine mögliche lokale Ablation vorher von erfahrenen Ärzten verschiedener Fachrichtungen ausführlich im Team und auch mit Ihnen diskutiert.
Klinischer Nutzen
Neben einer lokalen Tumorkontrolle mit einem Gewinn an Überlebenszeit ist bei einem Teil der Patienten auch eine Besserung der tumor- oder metastasenbedingten Beschwerden zu verzeichnen. Darüber hinaus bietet die lokal-ablative Therapie einen guten Ansatz in der Therapie von Patienten mit sonst schwer therapierbarem Kapseldehnungsschmerzen bei randständigen Lebermetastasen.
Schlussfolgerungen
Mit der lokalen ablativen Therapie stehen hocheffektive Verfahren zur Metastasen- und Tumorkontrolle und Tumormassenreduktion zur Verfügung, die aufgrund ihrer vergleichsweise geringeren Invasivität und geringeren Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens gut für die Behandlung von Patienten mit neuroendokrinen Neoplasien geeignet sind. Darüber hinaus sind sie ein wertvoller Bestandteil multimodaler, kurativer und palliativer Therapieansätze in Kombination mit anderen systemischen und chirurgischen Therapien.
Die Entscheidung über ihren Einsatz sollte gerade auch aufgrund der Einbindung in multimodale Therapiekonzepte in einer interdisziplinären Tumorkonferenz (NET-Board) zwischen Radiologen, Chirurgen, Onkologen, Gastroenterologen und Nuklearmedizinern getroffen werden.